Bundespräsidentenwahl in Berlin

Ein Erlebnisbericht unserer Wahlfrau aus dem Burgenlandkreis - Genossin Karin Denk:

Unterwegs als Wahlfrau 

Eine logistische Meisterleistung sei die Einberufung der 15. Bundesversammlung in 30 Tagen gewesen, so Norbert Lammert, der Präsident des Bundestages.

Nun, Gelegenheit zum Üben gab es ja in den letzten Jahren öfter als geplant, und so lief dann auch alles ordnungsgemäß.

In seiner Ansprache ging Lammert auf den 18. März ein. Dieser Tag hat eine lange Tradition. Der 18. März 1848, die erste deutsche Revolution, die viele Opfer forderte, aber auch ein gewichtiger Schritt in Richtung Demokratie war , hin zu Versammlungs- und Pressefreiheit – ein nicht weg zu denkender Baustein. Er verwies auch auf die ersten freien Wahlen in der DDR am 18. März 1990 und schlug vor, den Bundespräsidenten immer an einem 18. März zu wählen. Natürlich hegte er dabei die Hoffnung, dass nunmehr erst in 5 Jahren wieder gewählt wird.

Die Frage, warum die Linke eine eigene Kandidatin aufgestellt hat, wurde auch mir immer wieder gestellt. Nun, ich meine, wenn es keine weiteren Kandidaten gegeben hätte, wäre diese Wahl ja wirklich nur eine Farce gewesen. Aber der Grund lag ja, wie Frau Merkel richtig bemerkte, in der Konsequenz der Linken. Waren wir doch in die Vorgespräche  nicht einbezogen. Somit waren nicht nur wir als Partei ausgegrenzt, sondern  auch unsere 5 Millionen Wähler. Gregor Gysi sagte zur Begründung der Kandidatin der Linken, dass Beate Klarsfeld unserem Land Ehre erwiesen hat in anderen Ländern. In Deutschland selbst fehle die Anerkennung ihrer Leistungen bis heute.

 Wenn Frau Merkel sagt, dass der neu gewählte 11. Bundespräsident die Belange der Bürgerinnen und Bürger im Auge hat und er eine große Zustimmung in der Gesellschaft erfahre, habe ich ganz andere Erfahrungen gemacht.

Viele sprachen mich nach Bekanntwerden meiner Wahl als Delegierte zur Bundesversammlung an, Bekannte, Freunde, Fremde und besonders diese gaben mir auf den Weg: “ Wir hoffen, Sie wählen die  Richtige.“ Nun, da hat Frau Merkel sicher mit Menschen in ihrem Lebensumfeld gesprochen und Zustimmung besonders in den westlichen Bundesländern erfahren.

Wie auch immer, diese Wahl war nur das Tüpfelchen zu legalisieren, was bereits im Vorfeld entschieden war. Darum gab es auch nur entspannte Gesichter, keine Hektik in dem Wahlgang, aber ob es wirklich ein guter Tag für die Demokratie war?

Für mich persönlich waren diese zwei Tage sehr erlebnisreich, es gab interessante Gespräche und viele neue Eindrücke. Dazu wirklich frühlingshaftes Wetter,  genau richtig, um die Innenstadt zu Fuß zu durchstreifen, die Atmosphäre der Großstadt aufzunehmen, an der Spree zu bummeln. Dann ging es am Abend zur Fraktionssitzung zum Umweltforum Auferstehungskirche, wo sich die Delegierten der Linken und die Kandidatin Beate Klarsfeld trafen. Ein kurzer Film „Die Ohrfeigeund andere Kampagnen der Beate Klarsfeld“ von Luc Jochimsen und Lucas Maria Böhmer von 1987 wurde gezeigt und danach stellte sie sich selbst vor und es gab viel Beifall für ihr mutiges Vorgehen gegen Nazis. Begleitet wurde sie von ihrem Mann, ihren beiden Kindern und vielen Freunden. Danach gab es noch Gespräche in angenehmer Runde.

Karin Denk

Beate Klarsfeld: Kandidatin für das Amt der Bundespräsidentin