Warum brauchen wir eine Tafel am Sowjetischen Ehrenfriedhof

Hans Klitzschmüller, Mitglied des Geschichtsvereins „Erinnern und Gedenken e.V.“

Im sechsten Bezirk Prags beschließt die zuständige Administration die Entfernung des Denkmals für den Marschall der Sowjetunion Konev und will stattdessen an dieser Stelle den Wrangel-Kollaborateuren, den tschechischen Nazi-Hilfstruppen ein Denkmal errichten.

 

In Polen ist auf Beschluss der rechtsnationalen PIS Partei das letzte Ehrenmal für die sowjetischen Befreier entfernt worden. Statt der Sowjets sollten lieber polnische Helden auf die Sockel kommen. Der Historiker Ukielski schlägt dafür die sogenannten "verstoßenen Soldaten" vor. Die polnischen Partisanen hatten noch Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges gegen die Rote Armee in Polen gekämpft.

Ähnliches wird aus Estland, Lettland und Litauen gemeldet. SS- und SA- Traditionsverbände marschieren dort durch die Städte. Über die Ehrung von Nazi-Kollaborateuren wird ernsthaft nachgedacht.

Der Putsch in der Ukraine wurde maßgeblich von faschistischen, nationalistischen Verbänden, die offen den Nazi Kollaborateur Bandera verehren, betrieben und von westlichen Staaten unterstützt. Die Ereignisse in Odessa und der Ost-Ukraine verdeutlichen welche Form von Freiheit die nun Regierenden meinen.

In all diesen Ländern gibt es auch aufrichtigen Widerstand gegen diese nationalkonservativen und neofaschistischen Versuche der Umdeutung der Geschichte. Dagegen demonstrieren immer wieder Menschen. Sie werden fast immer ignoriert. Für sie scheint westliche Demokratie, Meinungs- und Gedankenfreiheit nicht zu gelten.

Die Geschichte soll umgeschrieben werden, um den erklärten Feind „westlicher- Werte- Politik“, den Putin und damit den RUSSEN zu bekämpfen. Man bedient sich dazu aller Mittel. Von Diffamierung, Erpressung und Bestechung, über schon im Mittelalter erfolgreich verwendete Belagerung, diesmal in Form von Sanktionen gegen Staaten, die andere Wege beschreiten wollen. Bis hin zu militärischen Interventionen zur Unterstützung sogenannter Regimechange-Unternehmungen bekannter Geheimdienste.

In Deutschland werden noch keine Befreiungsdenkmale geschändet. Die deutsche Verantwortung für die faschistischen Gräueltaten in den überfallenen Ländern ist noch überdeutlich und Faschisten werden nicht vom Staat unterstützt.

Jährlich gedenken wir in Weißenfels am 8. Mai, dem „Tag der Befreiung“ auf dem Sowjetischen Ehrenfriedhof, auf dem Klemmberg, den sowjetischen Opfern von Krieg und Gewalt.

Immer wieder wurde die Frage gestellt wer hier bestattet ist, wenn doch Weißenfels im Zuge der alliierten Kampfhandlungen von amerikanischen Einheiten befreit wurde. Die amerikanischen Gefallenen werden jedes Jahr am 13. April an der Gedenktafel im Weißenfelser Schloss geehrt.

Also wer ist hier bestattet und was steht da in kyrillischen Buchstaben auf der Steele?  Um diese Fragen zu beantworten hat der Geschichtsverein „Erinnern und Gedenken“ Geld gesammelt, um eine Tafel zu errichten, die Aufklärung über den Gedenkort verbreiten soll. Da einige Behörden des Landes die Tafel nicht auf dem Friedhofsgelände haben wollten wurde sie mit Unterstützung der Stadt im öffentlichen Raum davor aufgestellt.

Hier kann jetzt jeder lesen:

Вечная память жертвам фашизма в борьбе за свободу и независимость советской родины

Ewige Erinnerung an die Opfer des Faschismus im Kampf um Freiheit und Unabhängigkeit des sowjetischen Heimatlandes


Hier wurden 357 sowjetische Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter, verwundete und erkrankte Soldaten der Roten Armee zur letzten Ruhe gebettet, die an den Folgen des barbarischen Krieges, auch noch nach seinem offiziellen Ende, gestorben sind.

Der Verein hat auch eine Broschüre herausgebracht die weiterführende Informationen beinhaltet.

Weiter sollen in Zusammenarbeit mit Schüler der Beuditz- Schule Weißenfels Informationen über die hier Bestatteten erfasst und digital aufbereitet werden.

Ziel ist, mit der Aufarbeitung eine umfassende ehrliche Darstellung des Teils der Weißenfelser Geschichte nach 1945 aufzuzeigen.

Ziel ist aber auch das Andenken an die Menschen zu bewahren die ihr Leben einsetzten, um die Völker von der faschistischen Diktatur zu befreien und zu mahnen, so etwas nie mehr zuzulassen.

"Wer vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart“        Richard von Weizsäcker