Leserbrief zu "Die Unfähigkeit zur Versöhnung" (nd vom 03./04.03.2012)

Peter Kroha, Vorsitzender der Basisorganisation Bad Kösen

Auch mich hat dieser Beitrag bewegt. Die DDR hat keine Schauprozesse durchgeführt, sich nicht an Kriegen beteiligt. Trotzdem ist Versöhnung " im Fall DDR völlig ausgeschlossen", wie der Autor schreibt. Das liegt nicht an Verfehlungen der Stasi oder an den Mauertoten, die man uns immer wieder vorhält.

zum Artikel im nd vom 3./4.3.2012

Peter Kroha:

Auch mich hat dieser Beitrag bewegt. Die DDR hat keine Schauprozesse durchgeführt, sich nicht an Kriegen beteiligt. Trotzdem ist Versöhnung " im Fall DDR völlig ausgeschlossen", wie der Autor schreibt. Das liegt nicht an Verfehlungen der Stasi oder an den Mauertoten, die man uns immer wieder vorhält.Die Antwort ist einfach: Die DDR war ein Unrechtsstaat. Wir haben uns an dem geheiligten bürgerlichen Eigentum vergriffen, wir haben Fabriken in Volkseigentum überführt und Boden von Großgrundbesitzern an Klein- und Mittelbauern vergeben. Aus Sicht des Bürgertums ist das das größte Unrecht, das man sich denken kann; die Todsünde sozusagen. Es kommt eben auf den Standpunkt an - Klassenstandpunkt haben wir das genannt.
Deshalb ist Strafe unverzichtbar, und bald wird man nur noch von einem Unrechtsstaat sprechen, von der Diktatur in der DDR. Dafür werden die bürgerlichen Parteien und ihre Medien schon sorgen. Die Nazis haben furchtbare Verbrechen begangen; am bürgerlichen Eigentum haben sie sich nicht vergriffen - nur an dem jüdischen Eigentum.