Inklusion stärken – Barrieren vollständig abschaffen

Nicole Anger
PressePresserklärungen DIE LINKE. im Landtag Nicole Anger

Jeder sechste Mensch in Deutschland lebt mit einer anerkannten Behinderung. Die alltäglichen Barrieren können Menschen ohne Beeinträchtigung oftmals nicht nachvollziehen. Zum heutigen Tag der Menschen mit Behinderung betont Nicole Anger, Sprecherin für Politik für Menschen mit Beeinträchtigung der Fraktion DIE LINKE:
 
»Alle Menschen mit Behinderung sehen sich tagtäglich mit Barrieren konfrontiert: Ob in Behörden, Verkehrsmitteln, auf den Straßen oder Schulen – sowohl physisch als auch psychisch werden all diese Menschen von unserer Gesellschaft an ihrer Teilhabe am Leben behindert. Zuletzt haben die Abläufe der Pandemie gezeigt, dass u. a. bei der Organisation der Impfkampagne die Bedürfnisse und besonderen Belange vieler Menschen mit Behinderungen schlicht ignoriert wurden. Bei der Terminvergabe wurden und werden keine barrierefreien Internetplattformen genutzt. Das führt dazu, dass sich Menschen mit Seheinschränkungen nicht selbstständig einen Termin verschaffen können. Alternative Verfahren wie Telefon werden nur vereinzelt angeboten.
 
Digitale Unterlagen sind teilweise nicht barrierefrei. Die Impfzentren sind für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen in vielen Fällen ohne erheblichen zusätzlichen Aufwand und selbst zu beschaffende personelle Hilfen nicht erreichbar. Teilweise sind diese auch in nicht barrierefreien Objekten untergebracht. Kostenübernahmen für Taxifahrten oder spezielle Fahrdienste sind nicht vorgesehen. Diese Barrieren müssen wir durchbrechen! Von inhaltsleeren Worten und dem Benennen der Probleme bekommen wir diese Hindernisse nicht beseitigt. Es gilt sofort zu handeln. Inklusion muss in allen Lebensbereichen konsequent umgesetzt werden! Wir sind eine Gesellschaft, also haben wir auch alle einzubinden.
 
Bietet die Kindertagesbetreuung allen Kindern – mit und ohne Behinderung – Raum, sich zu entwickeln, sich auszuprobieren, endet dies meist mit der Einschulung in einer Förderschule. Noch immer haben wir kein inklusives Schulsystem, welches die Teilhabe aller am Lernen gleichermaßen ermöglicht. Wenn dann der Einstieg ins Berufsleben erfolgt, sind Menschen mit Behinderung am stärksten benachteiligt. Sachsen-Anhalt ist bundesweit Schlusslicht bei der Beschäftigung von Menschen mit Schwerbehinderung. Arbeitgebende kaufen sich lieber frei, als Teilhabe in ihren Betrieben zu ermöglichen.
 
Niemand darf wegen seiner:ihrer Behinderung benachteiligt werden! Inklusion heißt für uns, ein selbstbestimmtes Leben zu führen, gleichberechtigte Teilhabe von Kita über Schule bis Erwerbstätigkeit, in der Rente sowie in der Freizeit. Die Barrieren müssen durchbrochen werden – beim Wohnen, beim ÖPNV, in der Kultur, im Sport. Barrierefreiheit betrifft alles – ob bauliche Maßnahmen, Ausschilderungen und Formulare in leichter Sprache bis hin zu barrierefreien Webseiten.
 
Es muss endlich die UN-Behindertenrechtskonvention vollständig umgesetzt werden! Wir müssen den öffentlichen Raum, das Leben barrierefrei gestalten. Die Liste der Vorhaben ist lang, und das schon viel zu lange! Beginnen wir endlich und das am besten gleich heute.«