75. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus - Weißenfelser dankten den Befreiern

Bernd Reitzenstein

Am 08. Mai 2020 organisierte der Verein „Erinnern und Gedenken e.V.“ am Sowjetischen Ehrenfriedhof in Weißenfels die Kranzniederlegung zu 75. Jahrestag der Befreiung vom Hitlerfaschismus. Obwohl wegen der aktuellen Corona-Krise der Verein keine ausdrückliche Einladung zu dieser Veranstaltung herausgab, nahmen 25 Bürger der Stadt Weißenfels teil.

Unter Ihnen die Bundestagsabgeordnete Birke Bull-Bischof (DIE LINKE). Der Kreisvorstand der LINKEN wurde durch seinen stellvertretenden Vorsitzen Matthias Baum vertreten. Seitens der SPD nahm der Fraktionsvorsitzende im Weißenfelser Stadtrat Mike Reichel teil. In Vertretung des Oberbürgermeisters der Stadt Weißenfels eröffnete der Stadtratsvorsitzende Jörg Freiwald (DIE LINKE) die Veranstaltung. Das Mitglied des Stadtrates Hans Klitzschmüller (DIE LINKE) hielt die Rede zur Gedenkrede. Er würdigte die historische Leistung der in der Anti-Hitler Koalition verbündeten Staaten bei der Zerschlagung des Faschismus in Deutschland, besonders aber den großen Anteil der Roten Armee. „Abscheulich ist der Versuch die Geschichte umzuwidmen und den Verteidigern von Leningrad die Schuld an den Opfern zu geben, wie die Geschichtsklitterer wieder einmal versuchen den Russen zumindest eine Mitschuld zu geben und damit die Schuld der Faschisten zu relativieren.“ Sagte er.

Bezogen auf die heutige Lage führte er aus: „Rechtes Gedankengut ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Der Rechtsruck, als Kritik an unserer real existierenden Gesellschaft, zeigt sich am deutlichsten durch das Erstarken der ultrarechten AfD. Sie sitzt in allen 16 Landtagen und im Bundestag. Der Flügel, der offen faschistische Teil der Partei, hat sich, um der Beobachtung durch den Verfassungsschutz zu entgehen angeblich aufgelöst. „Angeblich“, weil er mittlerweile tief in den Strukturen der AfD verankert ist und keine äußere Form mehr braucht, um faschistisches Gedankengut gesellschaftsfähig zu machen.“

Ein breites gesellschaftliches Bündnis und die gegenseitige Akzeptanz unterschiedlicher Aktionsformen sei die einzige Möglichkeit erwiesen, um die neuen Nazis und ihre Aufmärschen effektiv zu stoppen , meinte Klitzschmüller.

Trotz politischer Unterschiede und trotz manchmal unterschiedlichen Auffassungen ist es nötig dafür einzutreten, nicht das Trennende, sondern das Gemeinsame in den Vordergrund zu stellen: und das ist der Widerstand gegen die Nazis und ihre Ideologie.

Mit folgender Mahnung des Alt-Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker vom 08. Mai 1985 beendete Hans Klitzschmüller seine Gedenkrede: „Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung. Er hat uns alle befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Niemand wird um diese Befreiung willen vergessen, welche schweren Leiden für viele Menschen mit dem 8. Mai überhaupt erst begannen und danach folgten. Aber wir dürfen nicht im Ende des Krieges die Ursache für Flucht, Vertreibung und Unfreiheit sehen, sie liegt vielmehr in seinem Anfang und im Beginn jener Gewaltherrschaft, die zum Kriege führte.“