Der 8. Mai – was ist das eigentlich für ein Datum? Was verbirgt sich dahinter?

Werner Bergmann und Hans Klitzschmüller

ein von Werner Bergmann und Hans Klitzschmüller erarbeiteter Entwurf für das Amtsblatt der Stadt Weißenfels, Mai 2017

Am 8. Mai 1945 kapitulierte Nazi-Deutschland vor den Alliierten, vertreten durch die Großen Drei, USA, Großbritannien und die Sowjetunion,

Der Faschismus war durch die Armeen der Sowjetunion und der westlichen Alliierten, aber auch durch den Kampf der Partisanen- und Widerstandsgruppen in Frankreich, Polen, Jugoslawien und anderen Ländern, militärisch zerschlagen worden. Die Unterzeichnung der bedingungslosen Kapitulation erfolgte, im französischen Reims und wurde einen Tag später in Berlin- Karlshorst im Hauptquartier der sowjetischen 5. Armee ratifiziert.

Der 8. Mai ist deshalb das historische Datum der Befreiung der Menschen von dem menschenverachtendsten, barbarischsten System – dem deutschen Faschismus.

Weißenfels wurde im April des Jahres 1945 von der 69. amerikanischen Division befreit. Sie handelte als Teil der Anti- Hitler-Koalition. Die Stadt und die Bürger ehren die gefallenen amerikanischen Soldaten jährlich durch eine Gedenkfeier an der Tafel im westlichen Durchgang des Schlosses.

Wenn wir in den Jahren vor der Wende 1990 dies nicht würdigten, dürfen wir aber heute nicht den gleichen Fehler machen und so tun, als sei Deutschland allein durch  die US- Streitkräfte befreit worden.

Es ist notwendig eine offensive Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte zu führen. Dies bedeutet die Übernahme von Verantwortung für eine deutsche Vergangenheit mit all ihren unbequemen Fragen und Antworten.

Der 2. Weltkrieg brachte unendliches Leid. Über 55 Millionen Tote.

Russische Forscher beziffern die Verluste allein der Sowjetunion auf 37 Millionen Menschen darunter 8,6 Millionen Soldaten und 28 Mio. Zivilisten.

In vielen am Zweiten Weltkrieg beteiligten Staaten wird der Jahrestag des Kriegsendes als Feiertag begangen, so in Frankreich, Tschechien und der Slowakei.

In der Bundesrepublik Deutschland ist der 8. Mai kein Feiertag, dennoch finden regelmäßig Veranstaltungen statt. Die Gedenkstätten werden erhalten und gepflegt. Den heutigen hervorragenden Pflegezustand des Weißenfelser Ehrenfriedhofs verdanken wir der fleißigen und umsichtigen Arbeit der Mitarbeiter der Friedhofsverwaltung unserer Stadt.

Am 03. April 1949 wurde der sowjetische Ehrenfriedhof mit einer großen Trauerkundgebung auf dem Klemmberg eingeweiht.

Er ist Grabstätte für 357 sowjetische Kriegstote des Zweiten Weltkrieges, darunter 89 Einzelgräber und 64 Sammelgräber für Rotarmisten, die in den Frühjahrskämpfen 1945 gefallen oder bald darauf ihren Verwundungen erlegen waren, sowie sowjetische Kriegsgefangene. Außerdem fanden hier 130 zum Teil aus dem Kreisgebiet umgebettete Zwangsarbeiter ihre letzte Ruhestätte. Sowjetische Zwangsarbeiter-  und Zwangsarbeiterinnen, die nach ihrer Befreiung verstarben, wurden hier ebenfalls beigesetzt. Bei 122 Sowjetsoldaten konnte der Familienname nicht mehr ermittelt werden, wie es auf zahlreichen Grabsteinen zu lesen ist.

Auf unserem Weißenfelser Ehrenfriedhof, auf einer eingezäunten Fläche von 6500 Quadratmetern erinnern 152 Grabsteine und ein Obelisk an die getöteten Sowjetbürger.

Eine Besonderheit dieses Friedhofs sind heute die liegenden Grabsteine. Im August 2007 wurden die Grabsteine umgestoßen. Die Täter wurden nie ermittelt.

Die Grabsteine wurden nicht mehr in üblicher Form aufgestellt, sondern wie ein Kissen auf die Gräber gelegt. Man erhoffte sich so den Anreiz weiterer Zerstörung zu verringern.

Im Februar 2011 wurde der Friedhof abermals geschändet. 143 Steine wurden umgeworfen, auf die Seite gekippt und teilweise umgewendet.

Immer noch, trotz intensiver Ermittlungen der Polizei und des Staatsschutzes, fehlt jede Spur von den Tätern.

Es ist eine lange Tradition, den 8.Mai als Tag der Befreiung am Ehrenfriedhof zu begehen. Die Bürger, die auch in diesem Jahr Worte des Gedenkens fanden und Blumen niederlegten, taten das nicht nur für die auf diesem Ehrenfriedhof Bestatteten. Ihr Gedenken galt auch den in den Straßen unserer Stadt gestorbenen

US- Soldaten, den in den Vernichtungslagern und auf den Todesmärschen ermordeten Weißenfelser Bürgern und dem erlittenen Leid der in unserer Stadt ausgebeuteten Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen aus der Sowjetunion, Frankreich, Belgien, den Niederlanden, Polen und Italien.

Es dauert nicht mehr lange, bis der letzte Zeitzeuge des nationalsozialistischen Vernichtungswahns von uns gegangen ist. Die Kultur des Gedenkens muss erhalten und weiterentwickelt werden.

„Wer vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart.“ Richard von Weizsäcker

"Es gibt keine ehrenhafte Art zu töten, keine zarte Weise zu zerstören. Es gibt nichts Gutes am Krieg. Außer ihn zu beenden."

Abraham Lincoln über den Krieg