Zur neu geschaffenen S-Bahnverbindung Naumburg-Weißenfels-Leipzig

Eric Stehr und Andreas Krause Mitglieder im Kreisvorstand Die Linke Burgenlandkreis Mitglieder im Stadtvorstand Weißenfels

Ab Dezember 2025 wird Weißenfels über die neu geschaffene S-Bahn-Verbindung Naumburg – Weißenfels – Leipzig in das Netz der S-Bahn-Mitteldeutschland integriert; so ist zumindest der Plan des Landes Sachsen-Anhalt. Diese Aufwertung in das Netz der Stadtschnellbahn begrüßen wir ausdrücklich, doch findet damit für die Menschen aus Weißenfels und bis nach Leipzig hinein keine wirkliche Aufwertung statt.

So wird die S-Bahn nach aktuellem Planungsstand nur stündlich fahren, und ersetzt damit den RB20, der bisher ebenfalls stündlich von Eisenach nach Leipzig fährt. Somit erfolgt mit dem Austausch durch die S-Bahn von Weißenfels aus keine bessere Anbindung an Leipzig oder in Richtung Süden.
Der aktuelle RE42 Leipzig – Nürnberg ist bereits durch den RE15 Leipzig –Saalfeld ersetzt worden; immerhin mit zusätzlichen Halten in Bad Dürrenberg und Markranstädt. An der Taktdichte ändert sich aber nichts.
Was sich mit der Einrichtung der S-Bahn allerdings ändert, sind Züge und Bezeichnung (u.a. Beklebung aller betroffenen Bahnhöfe mit dem S-Bahn-Symbol) für viel Geld. Das hat aber außer einer anderen Konnotation und gegebenenfalls eines anders wahrgenommenen Images der Bahnanbindung keine Vorteile. Im Gegenteil: Wir kritisieren ausdrücklich die Einstellung des RB203 (Eisenach – Leipzig) zwischen Naumburg und Leipzig, da damit eine attraktive und lange umstiegsfreie Verbindung eingekürzt wird.
Die ab dann nur noch von Eisenach bis Naumburg statt Leipzig verkehrende RB20 erfordert, dass Personen, die von Weißenfels nach Eisenach fahren möchten, in Naumburg umsteigen müssen. Umgekehrt müssen Personen aus Richtung Eisenach in Naumburg auf die S-Bahn umsteigen. Zwar wird die aktuell nur zweistündlich fahrenden RE16 Halle – Erfurt in einen stündlichen Takt gebracht, dennoch wird so von drei auf zwei Bahnen innerhalb von zwei Stunden eingekürzt. (Bereits seit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2023 fährt der RE16 stündlich zwischen Halle und Erfurt. Somit gibt es schon jetzt mit den jeweils stündlichen RB20 und RE16 einen halbstündlichen Takt zwischen Naumburg und Erfurt (4 Züge in 2 Stunden))
Damit ergeben sich für Reisende aus Weißenfels (bis Leipzig) in Richtung Erfurt entweder längere Reisezeiten, da ein Umstieg notwendig wird oder dünnere Taktdichten, wenn man umstiegsfrei reisen möchte.
Naumburg ist dabei aus unserer Sicht auch kein attraktiver Bahnhof zum Umsteigen: Zwar gibt es hier noch kleine Geschäfte, aber weder Toiletten, noch guten, ausreichenden Schutz vor Wind und Wetter am Bahnsteig selbst.
Schon jetzt ist die RB20 eine sehr stark frequentierte Verbindung mit sehr vollen Zügen in den Stoßzeiten und auch am Wochenende. Wenn der Umlauf in Naumburg endet, ist damit zu rechnen, dass ein Großteil der Fahrgäste in Eile (und dabei teils mit Fahrrädern) umsteigen muss. Das führt bekanntermaßen zu Spannungen und macht die Verbindung deutlich unattraktiver. Zudem bieten die S-Bahnen auch zeitlich keinen Vorteil, da sie auf der Strecke nicht schneller fahren werden bzw. können: Dafür liegen die Haltepunkte zu nah aneinander und die Strecke ist dafür aktuell nicht gut genug ausgebaut.
Wir rechnen daher damit, dass trotz der äußerlich erfreulichen Anbindung an das S-Bahn-Netz, die Qualität für die Bahnreisenden leiden wird. Es entstehen zusätzliche Umstiege und dadurch längere Reisezeiten in Richtung Westen (Weimar, Erfurt, Eisenach). Das ähnliche Phänomen ist in Richtung Jena/Saalfeld zu erwarten, wenn die S-Bahn Naumburg/Querfurt – Halle in den kommenden Jahren eingerichtet werden soll.
Wir fordern daher als DIE LINKE Burgenlandkreis:
Eine Aufrechterhaltung der RB20 im aktuellen Liniennetz, mindestens im zweistündlichen Takt, um die Anzahl der Züge in Richtung Erfurt bei drei innerhalb von zwei Stunden zu belassen, sowie eine Anbindung 30 Minuten per S-Bahn nach Leipzig, statt nur stündlich. Alternativ könnte die S-Bahn Leipzig – Naumburg auch in einem 30-Minuten-Takt bis Erfurt erweitert werden.
Im Rahmen einer von der Bundesregierung geforderten klimaschonenden Mobilität, muss ebendiese Mobilität auch ermöglicht werden. Die Regionalzüge nach Leipzig sind aktuell zu Stoßzeiten voll, Sitzplätze wenige bis keine vorhanden. Im Sommer kommen zahlreiche Radtourist:innen der Saale-Unstrut-Region dazu, die jetzt schon kaum in die Züge passen.
Statt einer Umbenennung der Anbindung in S-Bahn braucht es vor allem qualitative Aufwertung, die keine negativen Auswirkung auf die Reisenden im Industrie- und Tourismusstandort durch längere Fahr-/Pendelzeiten hat.
Wir sprechen hierbei mit dem Einsatz der S-Bahn klar von einem Etikettenschwindel: Während der Name S-Bahn zumeist das Gefühl vermittelt schneller am Ziel zu sein und eine bessere Taktung zu haben, ist es im Netz der S-Bahn Mitteldeutschland keinesfalls so. Ein echtes S-Bahn-Netz findet man beispielsweise in Städten wie Berlin oder Hamburg, wo die Züge teilweise alle zehn Minuten fahren (sogar zusätzlich zu Regionalbahnen) – so weit wollen wir aber hier gar nicht gehen. Ein Takt alle 20-30 Minuten wäre immerhin ein Anfang und in einer Metropolregion wie Halle-Leipzig keinesfalls zu viel verlangt.
Darüber hinaus begrüßen wir den angedachten Ausbau der Strecke im Saaletal zur Befahrung mit höheren Geschwindigkeiten, erhoffen uns aber weitere Qualitätssteigerungen mit Blick auf aufkommende Techniken des autonomen Fahrbetriebs – dies gilt für alle Strecken im Revier.
Kurz und bündig: Mit S-Bahn-Anschluss sinkt die Zahl an Direktzügen von Weißenfels nach Erfurt von drei innerhalb von zwei Stunden, auf zwei in zwei Stunden, also einen stündlichen Takt.
Erst ab Naumburg gibt es in Richtung Erfurt einen halbstündlichen Takt – also vier Züge in zwei Stunden. Reisende aus Weißenfels in Richtung Erfurt müssen also öfter umsteigen. Zeitgleich gibt es keine bessere Anbindung nach Leipzig – es findet also eine Verschlechterung der Qualität für viel Geld statt.
Was wir fordern:
• Beibehaltung des RB20 (Eisenach – Leipzig) stündlich, mindestens aber zweistündlich (z.B. stündlich bis Naumburg und alle 2 Stunden weiter bis Leipzig) à Somit würde die Anbindung nach Erfurt von Weißenfels aus nicht schlechter
• Anbindung per S-Bahn nach Leipzig mindestens alle 30 statt 60 Minuten
• Stündliche Taktung für den RE15 Leipzig – Naumburg – Saalfeld
• Prüfung ob eine S-Bahn-Verbindung von Halle/Leipzig über Weißenfels bis nach Zeitz eingesetzt werden kann. So profitieren auch kleinere Orte wie Teuchern oder Deuben von der S-Bahn und Zeitz erhielte eine bessere Anbindung – ggf. sogar umstiegsfrei nach Halle.

Die Linke Burgenlandkreis, Töpferdamm 6, 06667 Weißenfels, weissenfels@dielinke-lsa.de, www.die-linke-burgenlandkreis.de