Veranstaltung in Naumburg zum Gedenken an die Opfer des Faschismus am 71. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationlagers Auschwitz

Erinnerung an die Geschichte - heute wichtiger denn je!

Zum 71. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau und der beiden anderen Konzentrationslager Auschwitz durch die Rote Armee am 27. Januar 1945 gedachten auch in diesem Jahr junge und jung gebliebene, aber vor allem politisch interessierte Naumburgerinnen und Naumburger der Opfer des Faschismus.

Neben wieder zahlreich erschienenen Mitgliedern und Sympathisanten der LINKEN folgten u.a. auch Stadträte anderer im Naumburger Gemeinderat vertretenen Parteien sowie Schülerinnen und Schüler der 9. und 10. Klassen der Freien Schule Burgenland Jan Hus der Einladung des Oberbürgermeisters, Herrn Küper.

Den Lehrerinnen und Lehrern dieser Schule ist nicht genug dafür zu danken, dass sie mit der Vorbereitung, Durchführung und tiefgründigen Auswertung der nun bereits 4. Fahrt ihrer jeweils ältesten SchülerInnen in das ehemalige deutsche KZ Auschwitz bleibende Eindrücke bei diesen hinterließen - Eindrücke, die sie in ihrem gesamten Leben bestärken und befähigen werden alles zu tun, dass sich so etwas Unmenschliches nicht wiederholen kann.

In der um 16.00 Uhr eröffneten Veranstaltung "Begegnung mit der deutschen Vergangenheit", zu der die Teilnehmer der Gedenkveranstaltung durch die SchülerInnen herzlich eingeladen wurden,   dokumentierten diese anschaulich, dass sie durchaus in der Lage sind, gegenwärtige Ereignisse in Deutschland und in der Welt durch ihre Erlebnisse in Auschwitz richtig einzuordnen und klare Standpunkte zu beziehen.

Andere Schulen. so unser Wunsch, sollten diesem Beispiel unbedingt folgen.

Mit Genugtuung nahmen wir zur Kenntnis, dass sich diese Gedenkveranstaltung für die Opfer des Nationalsozialismus am 27.Januar jeden Jahres auch in Naumburg etabliert hat. 1995 wurde der Beschlussvorschlag der PDS, auch in Naumburg diesen Gedenktag mit einer Feierstunde zu begehen, noch mehrheitlich im Gemeinderat abgelehnt, eriinnerte sich die ehemalige Stadträtin Irene Lindenberg.

Und noch vor sieben Jahren stand die Naumburger LINKE gemeinsam mit einigen Sympathisanten völlig allein an den Gedenktafeln. Unserer Einladung an die anderen demokratischen Parteien folgte niemand. Das politische Naumburg schlief oder kniff, weil der Vorschlag vermutlich von den vermeintlich Falschen kam. Das war deprimierend, aber wir blieben optimistisch.

Erst nachdem wir den stellvertretenden Oberbürgermeister, Herrn Gerd Förster, dankenswerter Weise "ins Boot" holen konnten, gelang es uns, dass der durch ihn ausgesprochenen Einladung breitere Kreise folgten.

Sicherlich setzte sich auch die Erkenntnis durch, dass ein Vernachlässigen, ein"Vergessen" dieses Teils der Geschichte für die heutige Entwicklung der Demokratie mehr als sträflich, sogar tödlich ist. Heute sind die zu befolgenden Lehren aktueller denn je.

Umso mehr erfreute es, dass Herr Küper in seiner Gedenkrede auch erwähnte, dass die im letzten Jahr gestohlenen Messing-Gedenktafeln (siehe oben links) dieses Jahr wieder angebracht werden, um dem "Vergessen" in unserer Stadt zu begegnen. Dazu werden die von der LINKEN ihm übergebenen 500 € genutzt sowie dafür geplante Mittel der Stadt.

 

Harald Uske

Ehrendes Gedenken in Rehmsdorf

Im ersten Augenblick könnte man denken, es sei ein Termin wie jedes Jahr. Immer am Sonntag vor dem 27. Januar, dem zentralen Gedenktag für die Opfer des Holocausts, treffen sich in Rehmsdorf an der Gedenkstätte des KZ Buchenwald, Außenlager Wille, Menschen zu einer Gedenkveranstaltung. Es ist eine beinahe konstante Gruppe von Menschen, die alljährlich teilnehmen.

Landrat Ullrich würdigt diesen Tag und gedenkt der Opfer. An dieser Stelle wächst bei mir der Eindruck, dass der Inhalt seiner diesjährigen Rede weniger die Historie des Ortes mit seiner grausamen Geschichte beleuchtet, sondern er sehr schnell in die aktuelle Tagespolitik wechselt. Er mahnt zur Wachsamkeit vor rechtem, nationalistischen und menschenver-achtendem Gedankengut. Es war eine Rede mit sehr berührenden Worten und klaren Statements.

Als ich jetzt so den Artikel schreibe, kommt mir ein Lied von Konstantin Wecker in den Sinn, welches er über viele Jahre immer weiter geschrieben hat, wenn er sich sein Leid über politische Zustände und Gewalt gegen Andersdenkende von der Seele geschrieben hat. Sein Freund Willy, so schildert der Münchner Liedermacher Wecker, hatte sich schon bald nach den Uni-Unruhen von der Schickeria  abgewandt. Doch als dann irgendwann im Wirtshaus von braven Spießern die Weise vom Horst Wessel angestimmt wurde, als Willy daraufhin aufstand und "Faschist" schrie, da wurde der Junge von den Bürgern ganz einfach erschlagen. Über viele Jahre und Lieder kommt Wecker immer wieder an das Grab von Willy und berichtet über die gesellschaft-lichen Zustände. Das erste „Willy“- Lied ist über 30 Jahre alt. Weitere Teile folgten im Laufe der Jahre, und keiner hat an Aktualität verloren. Und irgendwie ist das an der Gedenkstätte dasselbe. Viele ältere Menschen ziehen Vergleiche zu den politischen  Zuständen in den 30er Jahren des letzten Jahr-hunderts. Manchmal sind die Ängste zu spüren.

Lasst uns gemeinsam dafür einstehen, dass so etwas nie wieder passiert.

 

Heike Reimschüssel