Dunkle Schatten auf dem neuen Schuljahr
Nach den bisher vorliegenden Daten und Fakten wird der Beginn des neuen Schuljahres von der Verschärfung der alten und dem Aufkommen neuer Probleme gekennzeichnet sein. Zu erwarten sind erneut steigende Schülerzahlen bei einem gleichzeitig sinkenden Personalbestand, das Überhandnehmen von Lehrkräften im Seiteneinstieg ohne pädagogisch-didaktische Ausbildung und ein durch Überlastung zunehmender Krankenstand bei den Lehrkräften. Dies sind keine guten Rahmenbedingungen für die Gewährleistung eines kontinuierlichen Unterrichts in guter Qualität. Diese negative Entwicklung wird sehr viele Schulen betreffen. Hinzu kommen neue Belastungen, die sich aus den geplanten Änderungen am Schulgesetz insbesondere für die Grundschulen und die Gemeinschaftsschulen ergeben, wenn der Landtag diese beschließen sollte.
Dazu erklären die Co-Vorsitzende der Partei Die Linke, Janina Böttger, und der stellvertretende Fraktionsvorsitzende und bildungspolitische Sprecher der Fraktion Die Linke im Landtag, Thomas Lippmann:
„Die Schule muss im Dorf bleiben! Gegen eine neue Schließungswelle kleiner Grundschulen im ländlichen Raum werden wir uns mit allen Mitteln zur Wehr setzen und dafür um die Unterstützung in der Bevölkerung werben. Mit dem ausufernden Mangel an ausgebildeten Lehrkräften, der besonders Grund-, Sekundar- und Gemeinschaftsschulen in den Landkreisen im Norden und Osten des Landes betrifft, wird die Bildungsgerechtigkeit immer weiter untergraben und Chancen von Kindern und Jugendlichen verspielt. Mehr denn je hängen ihre Zukunftschancen davon ab, wo sie zur Schule gehen und welche Schulform sie besuchen.
Das ist ein Fiasko für die Politik der Landesregierung, die mit dem Schulgipfel des MP im Januar 2023 die Lösung der Probleme versprochen hatte. Weiterhin ganze Regionen und eine ganze Generation durch mangelnde Bildung abzuhängen, schafft große Gefahren für die Demokratie und den gesellschaftlichen Zusammenhalt“, so Janina Böttger zu den grundlegenden Sorgen der Partei über die fortgesetzten Verschlechterungen an den Schulen im Land.
„Mit dem Chaos bei der Umsetzung der Vorgriffstunde hat die Bildungsministerin in den Schulen nicht für eine nachhaltige Stabilisierung der Unterrichtsversorgung, sondern für ein Debakel gesorgt. Wenn sie weiter daran festhält, trägt sie die Verantwortung, dass Sachsen-Anhalt unattraktiv für neue Lehrkräfte bleibt, die lieber in den Nachbarländern unterrichten. Die Probleme bei der Nachbesetzung ausscheidender Lehrkräfte sind so überwiegend hausgemacht – zu wenig eigene Ausbildung, zu viele Probleme mit der Online-Bewerbung, zu schlechte Rahmenbedingungen u. a. durch unbezahlte Zwangsüberstunden.
Und als ob das nicht alles schon genug an Übel wäre, präsentierte die Ministerin kurz vor dem Beginn der Sommerferien mit ihrer Schulgesetznovelle noch ein vergiftetes Geschenk zum Schulbeginn. Eine erneute Schließungswelle für einzügige Grundschulen, die nach 35 Jahren erstmalige Erhöhung des Klassenteilers, das Abwürgen der Entwicklung von Gemeinschaftsschulen, das unkalkulierbare Überziehen der Schulen mit landesweit verbindlichen Klassenarbeiten – das alles ist nicht geeignet, die Probleme in den Schulen besser in den Griff zu bekommen. Dies und weitere Inhalte der Novelle werden vielmehr den Frust, die Überlastung und die Demotivation in den Lehrzimmern weiter steigern“, so schaut Thomas Lippmann mit großer Skepsis und Ernüchterung auf den Start des neuen Schuljahres am kommenden Montag.